TV-Klimadebatte empört Konservative Sender ersetzt Boris Johnson durch schmelzende Eisskulptur

Boris Johnson verweigerte die Teilnahme an einer TV-Debatte - da platzierte der Sender kurzerhand einen schmelzenden Eisblock an seiner Stelle. Das fand die Partei des britischen Premiers nicht witzig.
Eisskulptur bei Channel 4: Hier hätte eigentlich ein Premierminister sitzen sollen

Eisskulptur bei Channel 4: Hier hätte eigentlich ein Premierminister sitzen sollen

Foto: Kirsty OConnor/ REUTERS

Zur besten Sendezeit sollte es im britischen Wahlkampf um die Klimakrise gehen. Doch auf diese Diskussion hatte Boris Johnson offenbar wenig Lust und sagte dem Sender Channel 4 ab. Das wollten die Verantwortlichen jedoch nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Sie stellten anstelle des Premiers eine Eisskulptur mit der Beschriftung "Conservatives" (Konservative) ins Studio, die während der Debatte langsam dahinschmolz.

Johnsons Tories sind nun alles andere als amüsiert ob des Seitenhiebs des TV-Senders. Sie wähnen bei den Verantwortlichen Parteilichkeit und haben sich bei der britischen Medienaufsicht beschwert. Tatsächlich sind die Fernsehsender im Land verpflichtet, unparteiisch zu agieren.

Allerdings gibt sich auch Channel 4 durchaus angriffslustig. Der leitende Nachrichtenredakteur des Senders, Ben de Pear, erklärte in Richtung der Johnson-Partei: "Setzt euren Anführer Boris Johnson neben die anderen Parteichefs und hört mit den Spielchen auf. Weigert euch nicht erst und droht uns dann mit Lizenzentzug - das ist ein gefährlicher Weg."

Tatsächlich hatten die Tories im Vorfeld der Debatte eine Teilnahme von Johnson abgelehnt, dafür aber Minister Michael Gove angeboten. Der Sender hatte dessen Beteiligung aber abgewiesen, unter anderem mit der Begründung, dass die anderen Parteichefs damit nicht einverstanden gewesen seien.

Umfragen zeigen positiven Trend für die Tories

Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Parlament. Und wenn man der aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die "Times" glaubt, sieht alles nach einem Sieg für Premierminister Johnson und seine Tory-Partei aus. Die Erhebung wurde in der Nacht zu Donnerstag veröffentlicht.

Wenn an diesem Donnerstag gewählt würde, würden die Tories 359 von 650 Sitzen bekommen - 42 mehr als bei der letzten Wahl 2017. Die oppositionelle Labour-Partei von Jeremy Corbyn dagegen würde nur noch 211 Sitze und damit 51 weniger als zuletzt erobern. Die Schottische Nationalpartei (SNP) von Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon käme auf 43 Sitze, die Liberaldemokraten auf 13.

Damit hätten die Tories eine Mehrheit von 68 Sitzen. Für Labour bahnt sich demnach die zweitschlimmste Niederlage nach dem Krieg an. Auch in anderen Umfragen lagen die Tories zuletzt deutlich vor den anderen Parteien. Großbritannien hat ein Mehrheitswahlrecht; nur wer in einem der 650 Wahlkreise die Mehrheit holt, bekommt auch den entsprechenden Sitz im Parlament.

jok/Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren