Russischer Ultranationalist Wladimir Schirinowski ist tot

Er forderte einst die Rückkehr Russlands zur Monarchie und den Abwurf von Atombomben über Washington: Der Ultranationalist Wladimir Schirinowski ist im Alter von 75 Jahren gestorben.
Wladimir Schirinowski

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Natalia Kolesnikova / AFP

Wladimir Schirinowski ist tot. Das teilte der russische Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mit. Der russische Ultranationalist starb demnach im Alter von 75 Jahren.

Die Entwicklung des modernen politischen Systems in Russland wäre ohne die »außerordentliche Persönlichkeit« Schirinowskis nicht denkbar gewesen, behauptete Wolodin. Vor allem hatte Schirinowski in seiner Laufbahn immer darauf geachtet, sich nicht mit Präsident Wladimir Putin anzulegen.

Schirinowski hatte 1991 die Liberaldemokratische Partei (LDPR) gegründet. Bis zu seinem Tod blieb er deren Fraktionschef. Schirinowski trat sechsmal bei den Präsidentenwahlen an, zuletzt 2018, als er mit 5,65 Prozent den dritten Platz belegte.

Anfang der 1990er-Jahre war seine Partei die stärkste Kraft in der russischen Staatsduma, dem Parlament, das sich damals als Gegengewicht zum russischen Präsidenten profilierte. In der Folgezeit verlor aber nicht nur die Duma an Gewicht, sondern auch die LDPR.

Schirinowski galt als einer der schillerndsten Politiker in Russland – auch wegen seiner undiplomatischen Reden, die er oft schreiend mit hochrotem Kopf vortrug. Er forderte auch, Russland solle zur Monarchie zurückkehren, und plädierte für den Abwurf russischer Atombomben über der US-Hauptstadt Washington (lesen Sie hier mehr).

Dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin warf er vor, zugelassen zu haben, »dass westliche Geheimdienste alle Machtzentren des Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben«. Solche Tiraden schürten im Westen Ängste. Der SPIEGEL druckte Schirinowskis Konterfei 1994 auf dem Titel: »Der Hetzer – Gefahr aus Russland« stand daneben. Die »Bild«-Zeitung nannte ihn »Russen-Hitler«.

In Russland hatte es am 25. März bereits großes Aufsehen gegeben, weil der Tod des Politikers versehentlich gemeldet worden war. Parlamentschef Wolodin hatte die Meldung damals noch dementiert. Nun bestätigte Wolodin den Tod.

als/AFP/dpa

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